Vor einiger Zeit hatte ich das Glück, einen Traum von mir Realität werden zu lassen und mit einem gutem Freund eine Reise nach Patagonien zu unternehmen. Und auch wenn dort zu dieser Zeit gerade Frühling war, wussten wir, dass es immer noch ziemlich kalt sein würde. Also haben wir mit dicker Jacke, Mütze etc. entsprechend vorgesorgt.

Die ersten Tage war es dann auch wirklich recht kühl, zugig und auch regnerisch. Da wir sowohl von der Ausrüstung als auch von der mentalen Einstellung her vorbereitet waren, machte uns das aber nichts aus und wir genossen die wunderbare Landschaft. Zum Abschluss unserer Reise wurden wir dann noch von zwei Tagen mit über 20 Grad überrascht, was für Patagonien sehr selten ist – ein tolles Geschenk, das wir dankbar angenommen haben. Und so sind wir rundum glücklich von dieser tollen Reise zurück gekehrt.

 

Wie die Erwartung unser Erleben beeinflusst

Was wäre aber nun gewesen, wenn wir diese ungewöhnlichen 20 Grad für unsere ganze Reise erwartet hätten? Wahrscheinlich wären wir die ersten Tage sehr enttäuscht gewesen und hätten vielleicht genauso viel über das Wetter gejammert, wie dies bei dem aktuellen Wintereinbruch in Deutschland gerade sehr viele tun. Dabei ist es gar nicht mal so ungewöhnlich, dass es im Winter auch mal kalt werden kann 😉

Aber viele hatten aufgrund der vorherigen, warmen Temperaturen bereits erwartet, dass es in diesem Winter keinen Kälteinbruch mehr geben würde und sich innerlich schon auf den kommenden Frühling eingestellt. Und dann fängt man plötzlich an, sich über etwas zu ärgern, was der Jahreszeit völlig angemessen ist.

Der eigentliche Grund für die Missstimmung sind aber nicht die tiefen Temperaturen, sondern dass die eigene Erwartung an einen alsbaldigen Frühlingsbeginn nicht erfüllt wurde. Hätte ich einen solchen Kälteeinbruch erwartet, dann würde ich es als völlig normal empfinden, mich jetzt warm anzuziehen, bevor ich raus gehe. Und genau diese Erwartungen sind es, die uns oft emotional belasten, wenn sie nicht erfüllt werden. Wenn ich etwas Bestimmtes erwarte und dies dann nicht eintritt – dann ärgere ich mich, fühle mich benachteiligt oder was auch immer. Besonders häufig erleben wir dies auch in der Interaktion mit anderen Personen. Ich erwarte, dass mein Gegenüber sich auf eine bestimmte Art und Weise verhält bzw. auf mein eigenes Verhalten eine entsprechende Reaktion zeigt. Wenn dies dann nicht eintritt, dann werde ich ganz schnell sauer oder fühle mich sogar zurückgesetzt oder nicht respektiert.

 

Erwartungen reduzieren, Zufriedenheit steigern

Wenn ich aber meine Erwartungen reduziere – oder bestenfalls sogar ganz loslasse – dann kann ich von meinem Gegenüber auch nicht mehr ent-täuscht werden. Denn meine Täuschung bestand ja nur darin, dass ich eine falsche Erwartung hatte. Je mehr ich also meine eigenen Erwartungen – insbesondere an das Verhalten meines Gegenüber – reduziere, umso weniger werde ich enttäuscht sein und umso besser werde ich mich fühlen. Warum lassen wir also nicht einfach ein Mal alle Erwartungen los und sind neugierig wie kleine Kinder, was passiert? Dann kann ich immer wieder etwas spannendes Neues entdecken und mich über die daraus gewonnenen Erkenntnisse freuen.