Was würde Jesus, Gandhi oder Mandela tun?
In unserem Leben dürfen wir jeden Tag viele Entscheidungen treffen. Die meisten davon fallen uns auch nicht schwer, da wir hierbei ziemlich genau wissen, was wir wollen, und oft auch eine Vorstellung davon haben, wie wir das erreichen können. Wie sieht es aber mit unseren Entscheidungen aus, wenn eine Situation uns emotional stark berührt? Sei es, weil wir uns mal wieder so richtig über etwas oder jemanden ärgern, sei es, weil wir vielleicht Angst haben oder uns etwas traurig macht.
Wie der Kampfmodus unser Denken beeinflusst
In solchen Situationen reagieren wir sehr stark aus unseren Emotionen heraus. Gerade bei Wut, Ärger und Angst übernehmen dann unbewusste Programmierungen unser Denken und Handeln. Dies ist für eine sinnvolle Entscheidung leider wenig förderlich. Denn wenn wir in den „Kampfmodus“ gehen, dann geht es unseren ganz archaischen Überlebensinstinkten darum, den „Feind“ zu bekämpfen und zu gewinnen. Da dabei gleichzeitig die rationale Denkfähigkeit deutlich reduziert wird, sind Entscheidungen in diesem Zustand wenig dazu geeignet, zu guten Lösungen zu führen.
Wie es mich selbst erwischt hat
Gerade letztens hatte ich selbst wieder mal so eine Situation, wo ich mich ungerecht behandelt gefühlt habe und richtig wütend geworden bin. Nach dem Kauf eines technischen Geräts stellte ich fest, dass es nicht die im Kaufvertrag beschriebenen Eigenschaften aufwies, d.h. ich bekam einfach ein minderwertiges, billigeres Produkt – bezahlte aber den Preis für das höherwertige. Die Abweichung war eindeutig und unstrittig. Trotzdem ließ mich der Händler hängen – Anrufe, Mails und sogar Einschreiben wurden geflissentlich ignoriert. Ich fühlte mich, als ob ich „am ausgestreckten Arm“ verhungere. Und obwohl ich wusste, dass dies ein alter Triggerpunkt von mir war, konnte ich es in dem Moment nicht vermeiden, dass die Wut hochkam. Und in diesem Kampfmodus hatte ich dann alle möglichen Ideen, wie ich den „Kampf“ gewinnen könnte: Böse Internetkommentare, Rechtsanwalt, Klage und noch so einiges mehr. Und ich ertappte mich dabei, wie ich mich ständig mit dem Thema gedanklich beschäftigte, Schreiben im Kopf formulierte und mir damit natürlich auch immer wieder selbst die Wut anfachte.
Aber ich habe mir inzwischen hierfür verziehen, denn ich wusste nicht, was ich tat, da aufgrund der Wut mein Gehirn nicht mehr richtig funktionierte und mein archaisches Ich nur noch den Kampf gewinnen wollte…und daher alle in diesem Zustand getroffenen Entscheidungen eher zur Eskalation, als zu einer für mich guten Lösung geführt hätten.
Wie ich aus dem Kampfmodus komme
Da ein bewusster Teil von mir aber mitbekam, was ich da gerade tue, half mir die schon vor Jahren von einer guten Freundin bekommene Empfehlung, mich zu fragen „Was würde die Liebe tun?“. Da mir dies aber oft etwas zu abstrakt ist, erinnere ich mich dann an einige historische Persönlichkeiten, die ich aufgrund ihres friedvollen Verhaltens verehre. Dies kann Jesus sein, Gandhi oder auch Nelson Mandela, der nach fast 30 Jahren ungerechtem Gefängnissaufenthalt die Versöhnung statt Rache und Wiedergutmachung suchte. Also stelle ich mir folgende Frage: „Was würde Jesus, Gandhi oder Mandela in dieser Situation tun?“.
Und dann wird mir klar, dass keiner dieser Personen die Eskalation suchen würde und versuchen würde, mit aller Gewalt ihr Recht zu bekommen. Gerade Jesus würde hier wohl immer den Weg der Versöhnung und der Liebe gehen und versuchen, eine einvernehmliche Lösung zu finden, auch wenn dies bedeutet, Abstriche von der eigenen Position zu machen. Und dann wird mir auch schnell klar, dass ich mir mit einer Eskalation nur selbst schade, da ich mich dadurch immer wieder aus dem Zustand der Zentriertheit und Liebe herauskatapultiere – und das alles wegen einer Summe, die zwar nicht unerheblich ist, aber zuguterletzt diesen ganzen Ärger nicht wert ist.
Die Frage der Liebe
Da die Zeiten gerade sehr bewegt sind, geht es momentan vielen so, dass Situationen auftreten, in denen wir in den Kampfmodus gehen und gewinnen wollen. Dies erkennt man meist daran, dass man sich in diesem Moment zu hundert Prozent im Recht und oft auch moralisch dem anderen überlegen fühlt.
Wenn Dir dies mal wieder passiert, dann empfehle ich Dir, Dich ruhig hinzusetzen und Dir die folgende Frage zu stellen:
„Was würde Jesus, Gandhi oder Mandela in dieser Situation tun?“
Natürlich kannst Du hier auch eine andere, friedvolle Persönlichkeit nehmen, die Deiner Meinung nach gemäß der Liebe handelte. Und wenn Du diese Antworten dann aufschreibst, wirst Du wahrscheinlich feststellen, dass sie weit entfernt sind von denen, die Dir im Kampfmodus selbst einfallen.
Welchen Weg Du dann gehst, das liegt dann natürlich bei Dir. Meine Erfahrung ist, dass es eigentlich immer besser war, den Weg der Liebe zu gehen.
Ob ich nun damit mein Geld zurückbekomme? Keine Ahnung? Aber ich weiß, dass ich seit dieser Frage viel friedvoller bin und jetzt auch ein paar Ideen habe, wie ich ganz anders mit dem Händler umgehen kann, ohne dabei aus dem Zustand der Liebe zu fallen.