„Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.“
Diesen Spruch hast Du sicherlich schon gehört. Hast Du Dir aber auch schon einmal Gedanken gemacht, was das für Dein Leben bedeutet und wie Du dies für positive Veränderungen nutzen kannst?
Wie uns unser Unterbewusstsein beeinflusst
Unser Gehirn ist ein Geheimnis, dass auch heute immer noch nicht endgültig erforscht ist. Alleine die Tatsache, dass es die unvorstellbare Zahl von ca. 80 Mrd. Nervenzellen besitzt und diese im Schnitt mit jeweils 1.000 anderen verbunden sind, zeigt, wie komplex dieses von der Natur geschaffene Wunder ist.
Wenn ich mir dann vorstelle, wie wenige Gedanken mir bewusst werden – Forschungen sprechen von maximal 30 Impulsen pro Sekunde – dann kann ich erahnen, wie viel in meinem Gehirn ständig abläuft, ohne dass ich dies bewusst registriere. Und das ist auch gut so, da ich ansonsten überhaupt nicht in der Lage wäre, zu überleben, geschweige denn so zu funktionieren, wie ich dies tue. So steuert unser Unterbewusstsein nicht nur unsere Körperfunktionen, wie Atmung, Verdauung, Herzschlag etc., sondern es erlaubt uns auch erst, all die Dinge zu tun, die wir in unserem Leben brauchen. Wir wären nicht in der Lage, zu sprechen, wenn wir uns jedes Wort und die zugehörige Grammatik bewusst überlegen müssten, und auch das Gehen würde nicht funktionieren, wenn wir jeden Muskel dafür bewusst ansteuern müssten. Hier hilft uns also unser Unterbewusstsein, indem es einmal gelernte Dinge automatisch ablaufen lässt.
Da unser Gehirn auf der anderen Seite aber auch ungeheuer ökonomisch funktioniert, wählt es für diese Automatismen immer die Verbindungen aus, die zur jeweiligen Situation passen und am besten ausgeprägt sind, d.h. am besten gelernt worden sind. Und so tue ich viele Dinge, wenn nicht sogar die meisten Dinge, ohne diesen Prozess wirklich bewusst zu steuern. Das hilft uns in unserem Leben, kann aber natürlich auch behindernd sein, wenn ich Verhaltensweise verankert habe, die mir nicht gut tun. Mit letzterem will ich mich heute aber ausnahmsweise einmal nicht beschäftigen, sondern den Blick darauf wenden, wie ich diesen Mechanismus der „gelernten“ Gewohnheiten nutzen kann, positive Veränderungen im Leben zu erreichen.
Die Macht alter Gewohnheiten
Nehmen wir als Beispiel einmal an, dass Du gerne Deine Ernährung umstellen möchtest, und zum Frühstück z.B. lieber Vollkornbrot mit Frischkäse als ein Marmeladen-Brötchen essen möchtest. Die Gewohnheit „Marmeladen-Brötchen“ hast Du vielleicht schon über viele Jahre in Deinem Unterbewusstsein verankert, so dass Du dieses automatisch essen wirst, wenn Du nicht darüber nachdenkst. Jetzt kannst Du Dir natürlich vornehmen, jeden Morgen wieder neu darüber nachzudenken, was Du essen möchtest. Dann entscheidest Du Dich vielleicht in vielen Fällen dafür, das gesunde Frühstück zu wählen, manchmal wird Dich aber die Lust auf ein Marmeladen-Brötchen überkommen. Wenn Du dies nun im Wechsel so machst, wird sich keine ausreichend starke Gewohnheit für das neue Verhalten ausbilden und in Momenten der Schwäche oder der Unaufmerksamkeit greift das alte Verhaltensmuster. Nach einiger Zeit magst Du dann frustriert sein, und Deinen Versuch der Ernährungsumstellung aufgeben.
Hilfreiche Gewohnheiten antrainieren
Was aber, wenn Du es wie beim Zähneputzen machst? Ich bin sicher, dass Du Dir regelmäßig die Zähne putzt, ohne dies jeden Tag neu bewusst zu entscheiden. Mir geht es jedenfalls so, dass ich mir nicht vorstellen kann, ohne Zähneputzen aus dem Haus zu gehen – dann würde mir einfach etwas fehlen. Und genau das ist die Strategie, wie Du neue, gewünschte Verhaltensweisen in Deinem Leben etablieren kannst. Vom ersten Tag an solltest Du die neue Verhaltensweise konsequent in die Tat umsetzen und dies dann ohne Pause jeden Tag so machen. Nach und nach wird Dein Unterbewusstsein dieses neue Verhalten lernen und – da unser Gehirn ja immer den Weg des geringsten Aufwands geht – dieses dann irgendwann auch automatisch aktivieren, ohne dass Du dies dann noch bewusst entscheiden musst. Manchmal kann dies schneller gehen und schon innerhalb einiger Wochen funktionieren, manchmal dauert es auch ein bisschen länger. Aber es lohnt sich absolut, da Du die neue Verhaltensweise dann so verankert hast, dass Du z.B. auch ohne Nachzudenken zum Vollkornbrot greifst.
Wichtig ist, bei diesem Prozess zu wissen, dass die „alten“ Verknüpfungen“ in Deinem Gehirn aber nach wie vor existieren. Zwar werden sie nach und nach etwas abgeschwächt, jedoch kann eine alte Gewohnheit recht schnell auch wieder reaktiviert werden. Daher ist es wichtig, während der Gewöhnungsphase wirklich konsequent nur das neue, gewünschte Verhalten einzutrainieren. Schon ein gelegentlicher Rückfall in das alte Verhaltensmuster stärkt wieder dessen Verankerung in Deinem Gehirn. Also bleibe konsequent bei deinem neuen, gewünschten Verhalten und Du wirst schon recht bald merken, dass Dir dies in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Anwenden kannst Du diese Taktik auf alle Verhaltensweisen, die Du regelmäßig in Deinem Leben etablieren willst. Dies kann eine Ernährungsumstellung sein, der Wunsch regelmäßig zu meditieren oder Sport zu treiben oder auch zum Beispiel ein Instrument, eine neue Sprache oder anderes zu lernen. Verankere die Gewohnheit, dies zu tun, am besten zu einem festgelegten Zeitpunkt in Deinem Tagesablauf und Du wirst erstaunt sein, wie konsequent Du nach einiger Zeit an diesen Dingen dran bleiben kannst.
Foto: Timo Klostermeier/pixelio