Gerade in den letzten zwei Jahren ist das Thema Angst bei vielen sehr präsent. Sei es, dass man Angst vor einer Krankheit hatte, sei es dass man Angst hatte, seine Freiheiten zu verlieren oder auch wirtschaftliche Ängste. Dass diese Ängste stark duch die Berichtertattung in den diversen Medien geschürt wurden, brauche ich dir wahrscheinlich nicht zu sagen. Und jetzt kommen noch neue Ängste dazu, verusacht durch den Krieg in der Ukraine. Die einen haben Angst, dass sich der Krieg ausweiten könnte, die anderen befürchten, dass die Konsequenzen der verhängten Sanktionen nun zu Energieengpässen und kalten Wohnungen oder auch massiven wirtschaftlichen Folgen führen können. Und natürlich hat auch jeder seine persönlichen Ängste, die direkt in seinem Umfeld bedingt sind, wie z.B. Angst um liebe Menschen oder auch Angst vor Arbeitsplatzverlust.
Und ja, alle diese Ängste sind dem Grunde nach sicherlich nicht einfach vom Tisch zu wischen. Die Frage ist aber, was machen diese Ängste mit dir?

Wie Angst uns lähmt

„Angst essen Seele auf“ ist der Titel eines Films von Rainer Werner Fassbinder. Und in dieser Aussage liegt sehr viel Wahrheit. Wenn wir in einem  permanenten Zustand der Angst sind, dann hat dies massive Auswirkungen auf unser Wohlbefinden. Zum einen  ist es so, dass wir innerlich in einen Verteidigungsmodus gehen, der ganz archaisch in uns verankert ist. Ursprünglich war dieser Modus dazu gedacht, alle körperlichen Kräfte im Falle einer Bedrohungsituation zu mobilisieren, um entweder gut kämpfen zu können oder möglichst schnell zu flüchten. Blöderweise hat es die Natur so eingerichtet, dass in diesem Fall alle verfügbaren Ressourcen unseres Körpers für den Kampf oder die Flucht in das Herz-Kreislaufsystem und die Muskeln geleitet werden. Deswegen steigt der Blutdruck, der Puls und wir beginnen bei starkter Angst dann auch zu schwitzen.
Das wäre ja alles nicht so schlimm, wenn der Körper hierfür anderen Organen nicht Energie entziehen würde. Und die beiden Hauptorgane, deren Funktion bei Angst reduziert werden, sind zum einen das Großhirn, zum anderen unser Verdauungssystem.

Auswirkungen der Angst

Dies alles führt zu zwei sehr unangenehmen Auswirkungen. Zum einen können wir im Zustand der Angst nicht klar denken und haben eine begrenzte Kreativität. Und so fallen uns dann oft keine Lösungen für die anstehenden Probleme ein. Dies kann dann wiederum zu einer Verstärkung der Angst führen.
Auf der anderen Seite ist unser Darm ein ganz wichtiges Element in unserem Immunsystem. Und wenn ich den Darm nicht ausreichend mit Energie versorge, weil diese für den Kampf- oder Fluchtreflex gebraucht wird, so kann unser Immunsystem nicht gut funktionieren. Und so ist es nicht erstaunlich, dass Menschen, die oft unter Ängsten und Sorgen leiden, viel anfälliger für Infektionen sind und insgesamt deutlich häufiger krank werden. Dies ist inzwischen auch durch vielfältige Untersuchungen belegt worden. So gibt es zum Beispiel eine spannende Untersuchung der CDC (amerikanisches Pendant zum deutschen RKI) , die vorhandene Grunderkrankungen von mit Corona hospitalisierten Kindern analysiert hat. Dabei wurde festgestellt, dass hier schon an dritter Stelle „Angststörungen“ erschien. Einer unter vielen Nachweisen, wie negativ sich Angst auf unser Immunsystem auswirkt.

Wie real ist unsere Angst?

Als allererstes gilt es zu verstehen, dass wir uns 99% unserer Ängste selbst machen. Ein Teil unseres Gehirn nimmt Informationen von Außen auf und denkt dann darüber nach, was passieren könnte. Und so entstehen unsere Befürchtungen. Leider ist es so, dass der Teil unseres Gehirns, der den Kampf- und Fluchtreflex auslöst, nicht unterscheiden kann, ob es eine reale, aktute Bedrohung meines Lebens gibt (und nur hierfür ist der Reflex gedacht, nicht für mögliche Bedrohungen in der Zukunft) oder ob nur ein anderer Teil meines Gehirns sozusagen funkt „Ich fühle mich bedroht!“.
Und sind wir mal ganz ehrlich! In wieviel Prozent der Fälle sind die Dinge, vor denen du Angst hattest, wirklich eingetreten? Erfahrungsgemmäß passiert dies doch relativ selten.
Also wäre es ja vielleicht eine gute Idee, nur noch dann Angst zu haben, wenn eine unmittelbare, reale Bedrohung vorliegt – und in allen anderen Fällen entspannt zu bleiben.

Reduzierung meiner Ängste

Jetzt wirst du vielleicht sagen, dass das ja schön und gut ist. Aber so einfach kann ich meine Ängste nicht abstellen.

Wichtig hierbei ist zu verstehen, dass wir uns fast alle unserer Ängste selbst mit unseren Gedanken erzeugen. Und genau da fängt dann auch eine mögliche Lösung an. Hierfür kann ich dir z.B. folgendes empfehlen:

Hole die Gedanken aus deinem Kopf raus!

Das klingt jetzt erst einmal verrückt. Aber das Problem ist, dass wir es uns angewöhnt haben, immer wieder die gleichen Gedanken zu denken und gerade beim Sorgenmachen oft in wenig hilfreiche Gedankenkreise rutschen. Um diese zu durchbrechen, kann es Sinn machen, diese Gedanken einmal zu Papier zu bringen:

  1. Schreibe dir auf, wovor du Angst hast.
  2. Besorge Dir alle notwendigen Informationen zur Beurteilung dieser gefühlten Gefahr. Schreibe dann auf, wie wahrscheinlich es wirklich ist, dass dies eintrifft. Hier empfehle ich eine Einschätzung zwischen 0% und 100%.
  3. Stelle dir innerlich vor, dass der „Worst-Case“ eingetroffen ist, sich deine Befürchtung also bewahrheitet hat. Fühle hier wirklich rein, wie es sich anfühlt.
  4. Überlege dir nun, was du tun kannst, um die Wahrscheinlichkeit noch zu reduzieren und setze es möglichst direkt um.

Diese Methode habe ich angelehnt an ein sehr gutes Buch von Dale Carnegie, dass er schon vor über 70 Jahren geschrieben hat und das heute noch genauso aktuell ist, wie damals (Dale Carnegie: Sorge dich nicht, lebe! https://amzn.to/3c8aTyO). Mir hat diese Methode schon häufig geholfen und ich kann sie dir nur ans Herz legen. Wie immer gilt hier und auch bei den anderen, guten Vorgehensweisen in dem Buch von Dale Carnegie aber:

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!