Es waren einmal zwei Schwestern. Als eineiige Zwillinge waren sie mit den gleichen genetischen Anlagen ausgestattet. Leider wurden sie von ihren Eltern direkt nach der Geburt zur Adoption freigegeben und landeten in unterschiedlichen Familen. Und so erfuhren sie unterschiedliche Prägungen, die sich später sehr klar bemerkbar machten.
Als sie knapp 30 Jahre alt waren, landeten sie zufällig in der gleichen Firma und erfuhren davon, dass sie Zwillinge waren. Und wie das bei Zwillingen oft der Fall ist, hatten sie einen sehr ähnlichen Weg gewählt, ohne voneinander zu wissen. Beide hatten eine kaufmännische Ausbildung absolviert und waren jetzt in der Buchhaltungsabteilung gelandet, wo sie vergleichbare Tätigkeiten ausführten. Als sie nun bei einer Mitarbeiterbefragung anonym über ihren Job befragt wurden, waren die Antworten aber sehr unterschiedlich:
Paula, durch ihre Prägungen eher zu einer Pessimistin geworden, beklagte sich über die langweilige Arbeit und darüber, dass die Kollegen oft Fehler machen, die sie korrigieren müsste. Auch ihr Chef würde ihr nie klar sagen, was er von ihr erwartet und ihr Gehalt wäre sowieso zu niedrig und sie deshalb nicht bereit, vollen Einsatz zu bringen.
Olga, ihres Zeichens eine Optimistin, gefiel die Berechenbarkeit der Arbeit. Sie liebte es, dass sie in einer solch verantwortlichen Position war, wo sie als letzte die Qualtiät der Eingaben der Kollegen prüfen konnte und fühlte sich dadurch als eine wichtige Mitarbeiterin. Ihr Chef ließ sie ihren Job nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten ohne ihr reinzureden, was sie als Vertrauensbeweis verstand. Und sie freute sich jeden Monat darüber, dass sie sicher ein angemessenes Gehalt auf ihr Konto überwiesen bekam, dass ihr ein gutes Leben ermöglichte.
Was macht den Unterschied?
Zwei vergleichbare Situationen, zwei grundverschiedene Bewertungen. Ich denke, es ist offensichtlich, welche der beiden Schwestern sich eher als glücklich und zufrieden bezeichnen würde. Während Olga alles Positive schätzt, was sie in ihrem Leben hat, hadert Paula mit vielen Dingen und wird vermutlich die Schuld an ihrem „Unglück“ oft den anderen geben. Aber die Randbedingungen sind für beide gleich, d.h. der einzige Unterschied besteht in der subjektiven Bewertung der Situation.
Dein Denken verändern
Wahrscheinlich kennst Du beide Sichtweisen in Deinem Leben. Wenn Du magst, kannst Du Dir ja einmal ein paar Minuten Zeit nehmen, und überlegen, in welchen Bereichen Du eher „Olga“ bist und in welchen Bereichen eher „Paula“. Für diesen zweiten Bereich empfehle ich Dir dann, eine Liste zu machen, auf der Du neben Deinen „Kritikpunkten“ genauso viele positive Punkte aufschreibst, die Du an der entsprechenden Situation wertschätzen kannst. Diese positiven Punkte kannst Du Dir dann für 4 Wochen jeden Morgen einmal anschauen und auf Dich wirken lassen.
Und jedes Mal wenn Du an einen der Kritikpunkte denkst, füge automatisch den danebenstehenden Punkt hinzu, also z.B. „Ich ärgere mich, dass mein Chef mir nie klar sagt, was er von mir wünscht…aber ich genieße die Freiheit, meine Tätigkeit nach meinen eigenen Vorstellungen gestalten zu können.“. Mit ein bisschen Übung kannst Du dies zu einem Grundmuster in Deinem Denken machen, d.h. jedesmal zu einem Kritikpunkt gleich eine positive Bewertung hinzuzufügen. Das kostet nichts, bringt Deinen Fokus aber sukzessive auf die positiven Dinge des Lebens.
Lass Dich überraschen, was alleine eine geänderte Bewertung in Deinem Leben bewirken kann!